moers festival 2024 Logo

Sach' ma nix

Eine Hommage an Captain Niederrhein (moers special)

Nonoko Yoshida (sax), Peter Engelhardt (git), Silvia Bolognesi (b), Achim Krämer (dr), Oxana Omelchuk (samples, electronics)

enni.eventhalle

"Also unter uns gesagt: ich, ich möcht ja am liebsten wie alle andern aussehn, wie alle vor mir, alle Vorfahrn, die ich gehabt hab, die… ob sittsame Bürgersleute oder verwahrloste Taugenichtse, so, wie die alle zusammen ausgesehn haben, so möcht ich aussehn - aber manchmal vielleicht auch so aussehn wie mein' Mutter und dann am nächsten Tach wieder wie mein Vatter, obwohl ich neulich festgestellt hab, daß ich auch viel von meinem Enkelsohn hab, also, nee, ja, nee also, nein, ja, nee also: ja nich im Gesicht, nich im Gesicht - aber wie der sich hält und geht und bewegt… der is ers elf Jahr’ alt aber ich sach oft „das hab ich von meinem Enkel“ sag ich oft.

Nee, weil wir am Niederrhein ja immer am Suchen sind, wie dat alles zusammenhängt, wir wollen ja rauskriegen, wie dat alles zusammenhängt, ne?

Mein Vatter war ja mit allen verwandt.“ Wer so fein beobachtet und sieht, dass alles miteinander verbunden sein muss, wer so ein feines Gespür, Timing und verkannte Musikalität im Uranin sicht- und spürbar machen konnte, muss subliminal auch mit Menschen aus anderen Zeiten und Leben verbunden sein. Captain Niederrhein - HYSH! - - HYSH! HYSH! - ist wohl der heimliche Mega-Superheld der Pfingstfestspiele zu Moers 2024, auch, wenn hier nur ganz avantgardistisch sein Neununneuzichster gefeiert wird… "Es is ja die Vergänglichkeit, die da auch mitspielt. Es sind immer dieselben Sachen, die ich im Kopf hab. Alles hinunter, alles erledigt, alles vorbei, aber ich hab sie in meinem Körper, in meinem Kopf, in meinen Augen, in meinem Herzen, den Nieren, Beinen und Füßen und die Hände reden dauernd davon… meine Hände kommen aus Moers.“ Peter Engelhardt kommt auch aus Moers und assoziiert auf seiner Gitarre - HYSH! - mindestens so leidenschaftlich wie der Captain. Genau wie Achim Krämer, der sich quer durchs Ruhrgebiet, Moers und - HYSH! - selbstgezeichnete halbe Weltkarten weggetrommelt hat. "Immer ging et um Leben und Tod.“ Oxana Omelchuk lebt und komponiert inzwischen in Köln, aber der Captain erkannte ihre Superkraft schon, als sie noch in Bjarosa, Belarus, an alten Sojussynthezisern - HYSH! - schraubte. "Hat er mir doch selbst gesacht.“ Und zu Nonoko Yoshidas alto-Spiel, das er schon vor Jahrzehnten über die Sichtung japanischer Filme ohne Soundtrack - SHHH! - antizipierte, sagte er: "Et sind die Nerven - einwandfrei!“ Daß mit der Kontrabassistin Silvia Bolognesi ZweitausendvierunzwanzYSH! eine weitere Italienerin in seine geliebte Grafenstadt an den Niederrhein kommen würde, erklärte er schlicht mit: "Liegt am Wetter.“ Also sagen wir mal lieber nix und hören einfach zu:

"Und dann ging et ab ins Ungewisse: zweiunsechzich, dreiensechzich, vierunsechzich… und das Land war Gottseidank flach und die schwarzweißen Kühe warfen ein Auge auf mich und die Kälbchen folgten mir nach und die Windmühlen ließen die Flügel sausen und die Kirchturmspitzen verbeugten sich.

Und dann sah man nur die Skala vom Radio und dat grüne magische Auge und manchmal glimmte dann so ’ne Zigarette auf… das berühmte niederrheinische Zahlenspiel. Also ich werd ja im Jahre 2025 werd ich ja hundert, nee ich mein bis da… ja, bis dahin is ja noch viel Zeit, ne aber dann würd ich auch hundert werden. Nee, ich mein dat muss nich sein. Muss nich unbedingt. Nee, nee, nee - dat muss wirklich nich sein.“


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