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Signora Genta übernimmt

Moerser Monat
1. Februar 2024
Titelseite des Moerser Monats mit Virginia Genta

TITEL Virginia Genta heißt sie und ist Improviser in Residence. Die Improvisationskünstlerin aus Norditalien hat erste Vorstellungen von Projekten, die sie in ihrem Jahr umsetzen will. Auf die Grafenstadt freut sich das kreative Multitalent.

Die ersten Auftritte hat Virgina Genta bereits hinter sich. So das erste Konzert, die Staffelübergabe, Anfang Januar in der Enni-Eventhalle zusammen mit dem scheidenden Stadtmusiker- Trio vom Niederrhein ‚Recursion‘ mit Christopher Retz, Steven Koch und Jan Krause. Mit dabei war ihr Partner David Vanzan, der sie das Jahr über immer besuchen und unterstützen will. Weitere Auftritte als begehbare Klanginstallation folgten mit Mitgliedern von Sinergia Elettronica im Januar. Mit ihnen arbeitet Virginia Genta gemeinsam an einem experimentellen Projekt. Die Bandbreite reicht von hartem, reinem und sehr freiem Jazz bis Psychedelia, von radikaler Improvisation bis elektroakustischem Experimentieren. 

Klassischer Jazz ist nicht so ihr Ding, wohl aber die Welt der Töne und Geräusche, die ihr Saxophon hergeben. Von ‚Noise‘ spricht sie. Zu den Highlights der Stadtmusikerin 2024 zählt ihre Teilnahme am 53. Moers Festival zu Pfingsten. Moers kennt sie bereits, da sie im letzten Jahr auf dem Rodelberg im Duo mit David Vanzan an den Drums als ‚Jooklo Duo‘ gespielt hat. Und zwar so nachhaltig und ansteckend energiegeladen, dass zu ihrem Übergabekonzert Fans aus Belgien und den Niederlanden anreisten. „Ich mag das Festival, die Stadt und ihre Menschen und die unbeschreibliche Atmosphäre. Seit ich beim Festival aufgetreten bin, bin ich moersinfiziert“, sagt die Improvisationsmeisterin. 

Von frühester Kindheit an hat sie sich mit Musik beschäftigt, ohne aber eine Musikschule zu besuchen oder das Fach zu studieren. Als 20-Jährige entdeckte sie für sich das Saxophon und entwickelte ihren Stil. Das Spontane beherrscht sie perfekt. Ihre Leidenschaft gilt der Improvisation und der Suche nach neuen instrumentellen Ausdrucksformen. Möglichkeiten des Findens wird es in Moers genügend geben. Sie spielt Saxophon, Flöte, Klarinette, Schlagzeug und Keyboard. 

Mit Schulen, Kultureinrichtungen und dem Schlosstheater sind Projekte geplant, die bereits in den letzten 16 Jahren wie ein roter Faden das Jahr der Improviser in Residence bestimmten. Der damalige künstlerische Leiter Rainer Michalke inthronisierte den Improviser, der als Botschafter für das Moers Festival agiert und daran teilnimmt. Zu erinnern ist an Angelika Niescier, Ingrid Laubrock oder Hayden Chisholm am Saxophon, den Sänger Michael Schiefel oder die Pianistin Julia Hülsmann, die Schlagzeugerin Mariá Portugal oder die Cellistin Tomeka Reid. Als Botschafter für das Moers Festival haben sie mit ihren Projekten und ihrer Musik Weltflair in die Grafenstadt gebracht. Ein Jahr lang lebten und arbeiteten sie in Moers. Gewohnt haben sie im Gebäude an der Kleinen Allee 10, an dem der Zahn der Zeit bereits ordentlich genagt hatte. Das Haus ist mittlerweile von der Eigentümerin, der evangelischen Kirchengemeinde, an einen Investor verkauft. 

Mit der 17. Stadtmusikerin beginnt eine neue Ära auf der Neustraße. Dort bietet eine geräumige Wohnung das passende Ambiente für die Musiker-Residenz. Mit vereinten Kräften wurde sie entsprechend eingerichtet und den Bedürfnissen angepasst. Beispielsweise mit dem Einbau einer Schallkabine, in der Virgina Genta an ihren Projekten bis zur Aufnahme arbeiten kann, ohne die Nachbarschaft zu stören. Um den Umbau wie auch den Kücheneinbau zu stemmen, nahmen Festivalfans weite Anreisen auf sich und packten mit an. Geplant sind dort auch weitere Wohnzimmerkonzerte. Virginia Genta schwärmt schon jetzt von den optimalen Bedingungen, die sie mit anderen Musikern konzertant teilen will. „Mit der Residenz erfüllt sich für mich ein Traum. Ich fühle mich dort sehr wohl.“ 

Für Tim Isfort, künstlerischer Leiter des Moers Festivals, steht ihr musikalisch herausragendes Talent im Vordergrund. Er macht sich früh auf die Suche nach möglichen Improvisern. Ungeschriebenes Gesetz ist dabei, der Wechsel von männlichen und weiblichen Botschaftern, die das gewisse, nachklingende Etwas und eine überzeugende musikalische Haltung in der Improvisation haben. Sie müssen in keinem Fall alleine im Jazz zu Hause sein. Tim Isfort über Virginia Genta: „Mich beeindrucken ihre mitreißende Art und kreative Kraft, die die Kulturlandschaft in Moers und darüber hinaus prägen wird.“ Er gab dem Festival eine neue Richtung, die ihren Schwerpunkt in der experimentellen und improvisierten Musik findet. Unterstützung bekommt Virgina Genta von verschiedenen Seiten. So kümmert sich Wolfgang van Ackeren beispielsweise um ganz einfache orgatechnische Dinge, um Kontakte zu Schulen und Terminabsprachen. Für das entsprechende Netzwerk vor Ort sorgt Jeanne- Marie Varain, Veranstalterin und Geschäftsführerin der Moers Kultur. 

Ganz zum Schluss: 
Weitere Künstler und Künstlerinnen sind für das Moers Festival bestätigt. Unter anderem werden auftreten: Improvisationskünstlerin Julia Brüssel (Violine), Emily Wittbrodt (Cello), Neil Charles (Bass) und Alexander Hawkins (Piano). Die Musikerinnen kommen aus NRW, die anderen beiden Musiker aus UK. Sie lernten sich in London kennen und kommen als Quartett nach Moers. Man darf auf diese musikalische Mischung gespannt sein. Gespielt wird an verschiedenen Orten. Dazu gehören die Enni- Event-Halle, Am ViehTheater, das ist der Freizeitpark/ Rodelberg am Streichelzoo, Annex (Innenhof vom Gymnasium In den Filder Benden) und die Evangelische Stadtkirche Moers. Moersland lädt zur virtuellen Reise durch 50 Jahre Festivalgeschichte ins Kopfkino ein. Seit 2022 steht nach der Corona-Pause der Moerser Stadtpark ebenfalls wieder zur Verfügung. Das Festivaldorf mit Ständen im Food- und Nonfood- Bereich stellt das verbindende Element zwischen Spielorten und Bühnen her. Alle weiteren Infos unter www.moers-festival.de

Moerser Monat, Februar 2024, PDF-Download


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