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„Wir hatten gehofft, dass es mehr wird"

NRZ
21. Mai 2024
2024-05-21_NRZ Moers_Rückblick und Kommentar

Noch während das Moers Festival läuft ziehen die Organisatoren eine vorläufige Bilanz

Moers. Müde, aber glücklich sehen Jeanne-Marie Varain und Tim Isfort am Montagvormittag aus. Die Geschäftsführerin und der Künstlerische Leiter haben Vertreterinnen und Vertreter der Presse in die Musikschule geladen, um eine vorläufige Bilanz zum Moers Festival 2024 zu ziehen. Viele Zahlen lassen sich noch nicht konkretisieren: Auch am Montag läuft die 53. Ausgabe des Festivals für Jazz und improvisierte Musik weiter. Mit Blick auf die verkauften Festivaltickets berichtet Varain: „Wir haben ungefähr das gleiche Niveau wie im Vorjahr.” 1250 verkaufte Tickets hat das Team 2023 angegeben. Dass sich in diesem Jahr eine vergleichbare Zahl abzeichnet, sei „gut, aber nicht super”, betont Varain. „wir hatten gehofft, dass es mehr wird.” Dennoch: Besonders mit Blick auf das wechselhafte Wetter in diesem Jahr ist sie mit der Zahl zufrieden, im vergangenen Jahr sei das Wetter vergleichsweise sehr gut gewesen. 

Hinzu kommen zahlreiche Besucherinnen und Besucher, die das Angebot rund ums Festival benutzt haben, für das kein Ticket erworben werden musste. „2000 bis 2500” waren es zum Auftakt am Freitag, schätzt die Geschäftsführerin. Deutlich mehr, 5000 bis 6000, am Samstag. „Da war das Wetter auch gut”, sagt sie. Für Aufregung und mutmaßlich weniger Besuchende sorgte das Wetter am Sonntag. Da warnte auch die Warn-App vor starken Unwettern. „Das hat kurz für Panik gesorgt. Aber es kam nicht, lediglich Regen.” 

60 Stände, darunter Essens-und Informationsstände sowie Stände für Kunsthandwerk, bildeten den diesjährigen Markt, Festivalbesuchende stellten rund 300 Zelte auf, rund 640 Übernachtungen gab es aufgrund der Veranstaltungen in Moerser Hotels. Auch mit den musikalischen Angeboten zeigt sich das Organisationsteam zufrieden. „Wir haben in den zurückliegenden drei Tagen eine große musikalische Vielfalt gehört”, erklärt Tim Isfort den anwesenden Journalisten. Unter anderem hebt er den diesjährigen Fokus auf Japan hervor. „Für mich ist es ein großer Erfolg, dass so viele japanische Musiker hier waren. Ich bin froh, dass die Tradition von Moers Festival und japanischer Musik einen Neustart hatte und hoffe, dass es so weitergeht.”

Auch der zweite Fokus, das afrikanische Land Namibia, erwies sich für Isfort als Erfolg. Konzerte und Ausstellungen hätten „Spannung” und „Neugierde” erzeugt. ,Viele Festivals scheuen den Fokus auf afrikanische Länder”, berichtet er. Der Grund: Es sei zum Teil „unfassbar schwer”, Visa zu bekommen. Ein Fakt, den das Festival unter anderem während einer öffentlichen Diskussion thematisierte. Mit Blick auf das diesjährige Festival, das unter dem Motto „Jazzfestival für Musik, Besinnung, Politik, Superheldinnen und: Zusammensein!” an den Start ging, bilanziert er: „Hoffentlich ergaben sich viele neue Eindrücke und Perspektiven. Das wollen wir auf jeden Fall fortsetzen.” 

Dass eine Veranstaltung wie das Moers Festival keine Selbstverständlichkeit ist, betont Isfort mit Blick auf das aktuelle politische Geschehen. „Moers war immer politisch”, sagt er den Anwesenden. „Rechte Parteien bekommen überall auf der Welt Zulauf.” Seiner Meinung nach müsse sich jeder Kulturschaffende bewusst sein, dass da etwas „furchtbar schiefläuft”. Texte des Moerser Künstlers Hanns Dieter Hüsch seien brandaktuell - „die Welt ist in einem schlechten Zustand”, erklärt lsfort. „Ich setze persönlich daher auf den Dialog. Eine einfache, aber wichtige Sache. Nur der Dialog kann die Lücke zwischen extremistischen Tendenzen schließen.”

Von Diego Tenore

NRZ, 21.05.2024


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