Ermöglicht wird die Einrichtung des Improviser in Residence durch die Kunststiftung NRW.
Jeder Improviser hat hier die Freiheit, die einjährige Residenz ganz eigen zu gestalten und dem Jahr in Moers einen persönlichen Stempel aufzudrücken. Angelika Niescier rockte die Moerser Clubszene, Hayden Chisholm lief mit Kilt und Dudelsack über die Steinstraße, Carolin Pook formte ein Jugendorchester, Simon Rummel schuf kleine Singkreise und baute Instrumente, Ingrid Laubrock holte ihre New Yorker Kollegen zum Anfassen an den Niederrhein, John Dennis Renken bezauberte mit Kinderstücken, Josephine Bode mit Lichtinstallationen...Der Fantasie und Kreativität der Künstler sind keine Grenzen gesetzt. Und entsprechend gespannt und neugierig sind die Moerser Jahr für Jahr: Das Antrittskonzert des neuen Residenzkünstlers ist das meistbesuchteste in der ganzen Saison!
Die Entscheidung für das Kollektiv Recursion, die sich bereits in den letzten beiden Ausgaben des moers festivals mit herausragenden Projekten präsentierten, fiel in diesem Jahr bewusst vor dem Hintergrund der Nachwuchsförderung und der Realisierung von Formaten, die vor allem junge Menschen erreichen.
Das in 2019 von den Musikern und Klangkünstlern Christopher Retz, Steven Koch und Jan Krause gegründete Kunst- und Klangkollektiv Recursion verfolgt das Ziel, experimentelle Kunst und Musik in der Region zu etablieren. Das Hauptaugenmerk der drei neuen Improviser in Residence ist daher die Vermittlung einer Niedrigschwelligkeit beim Kreieren von Musik und Kunst.
Das Publikum bzw. die Bewohner:innen von Moers und Umgebung sollen animiert werden, selbst kreativ tätig zu werden, sich am Prozess zu beteiligen oder sogar selbstständig Kunst- und Kulturveranstaltungen zu realisieren. Speziell junge Menschen sollen eingebunden und angesprochen werden, sodass die Entwicklung einer lokalen Szene weiter vorangetrieben werden kann.
Dabei spielen zum einen ungewöhnliche Formate wie bspw. ein Dunkelkonzert oder ungewöhnliche Spielorte wie bspw. im Bus der Linie 921 eine besondere Rolle. Zum anderen ermöglichen Formate wie das „Open House“ Zugang und Nähe mit dem Kollektiv und ihren Gästen herzustellen. Selbsterklärte Aufgabe von Recursion ist es, das Konzept des Improviser in Residence noch viel stärker im Stadtbild zu verankern.
Fotocredit: Tobias Müller
Fotocredit: Christina Marx
Reid stammt aus Washington D.C., ging aber zum Studium nach Chicago und traf dort auf eine der schillerndsten und lebendigsten Musikszenen der Welt. Namen wie das legendäre Art Ensemble of Chicago, die AACM, Anthony Braxton oder Muhal Richard Abrams sprechen für sich. Hier konnte sie sich entfalten und sagt selbst, dass sie in der Metropole am Lake Michigan eigentlich erst zur Musikerin wurde. Schon bald arbeitete sie mit den oben genannten Größen, etwa in Braxtons ZIM Sextett.
Schon ihr Instrument, das Cello, zeigt, dass sie nicht nur im Jazz, sondern auch in der zeitgenössischen komponierten Musik zu Hause ist. Als Grenzgängerin zwischen den Welten erschafft sie eine sehr vielfältige Musik. Eigen ist ihr dabei ein besonderes Gefühl für Groove und eine spezielle Farbe in ihrer Harmonik und Melodik.
Auch hier identifiziert sie sich stark mit vielen Künstler*innen ihrer Wahlheimat: bei aller wilden Experimentierfreude bleiben stets die Wurzeln und die Tradition insbesondere der afroamerikanischen Kunst im Blick. Oder, wie es der Wahlspruch des Art Ensembles prägnant ausdrückt: Great Black Music from the ancient to the future!
Reid ist Weltbürgerin, die fünf Sprachen spricht und bereits überall auf dem Erdball konzertiert und unterrichtet hat. So arbeitet sie aktuell an Projekten mit äthiopischen Künstler*innen.
2019 wurde zur Darius Milhaud Gastprofessorin am renommierten Mills College in Oakland, Kalifornien berufen.
Das mœrs festival bekommt im Jubiläumsjahr sogar zwei neue improviser in residence! Die New Yorker Kevin Shea und Matt Mottel sind in Moers keine Unbekannten. Mehrfach schon waren sie auf dem Festival zu Gast, vor allem als Duo Talibam!
Unvergessen ihr Big Impact 2018, als Keyboarder Mottel einem Schlagzeuggewitter von 12 Drummern gegenübertrat – vermutlich das lauteste Abschlusskonzert aller mœrs festivals! Mottel und Shea sind höchst fantasievolle, interdisziplinär arbeitende Künstler, deren politische und gesellschaftliche Implikationen weit über das Musikalische hinausgehen. Für ihr Jahr in Moers haben sie einiges mitgebracht: Sie wollen der Geschichte des deutschen Free Jazz nachspüren, der seit den 1960er Jahren zahlreiche Verbindungen in die USA aufgebaut hat. Das kann man an den Programmen des mœrs festival besonders gut ablesen – wie passend zum Jubiläumsjahr! Projekte mit Migranten sind ebenso geplant wie zahlreiche Aktionen im öffentlichen Raum, lassen wir uns überraschen!
Der Name Talibam! geht übrigens auf eine Überschrift in einer New Yorker Zeitung zurück, die versucht hat, das Bombardement der Amerikaner in Afghanistan heroisch zu verbrämen, einen Angriff, den die beiden Künstler aufs Schärfste verurteilen.
Fotocredit: privat
Fotocredit: Candy Welz
Als Schlagzeugerin, Komponistin, Produzentin und Sängerin ist Mariá Portugal in der brasilianischen Musikszene seit zwanzig Jahren aktiv und verstärkt stetig ihre Verbindungen zur europäischen Improvisierten Musik. Stark verwurzelt in der brasilianischen Gesangs-/Songwriting-Tradition und mit großem Interesse an elektronischer Musik konzentriert sie sich derzeit auf Improvisation und deren Einsatz in der Songkomposition und -performance.
Das Crossover zwischen Songwriting, Improvisation und Elektronik ist die Grundlage ihres geplanten ersten Soloalbums, das sie 2020 in Moers als 13. improviser in residence des moers festival entwickeln möchte.
Bereits im Alter von neun Jahren begann die in São Paolo geborene Mariá Portugal mit dem Musikstudium, mit Klavier, Drums und später klassischem Schlagzeug. 2007 nahm sie an den jährlichen Kompositionskursen bei Karlheinz Stockhausen in Kürten bei Köln teil. 2011 erhielt sie einen Bachelor in Komposition von der Staatlichen Universität (UNESP) in São Paulo und 2015 einen Master in Kommunikation und Semiotik von der Katholischen Universität São Paulo (PUCSP), wo sie die kognitiven Beziehungen zwischen Körper und Klang bei Improvisierter Musik und Tanz untersuchte.
Als Schlagzeugerin und Sängerin trat sie in ganz Südamerika, Europa, Asien und Ozeanien mit Künstlern wie Arrigo Barnabé, Maggie Nicols, Charlotte Hug, Caroline Kraabel, Sarah Gail Brand, Elza Soares, Meta Meta, Joélle Leandre, Billy Martin und Paul van Kemenade auf.
Zu ihren Hauptprojekten gehört die Band Quartabê, die gerade ihr drittes Album aufgenommen hat. Die Band spielte bereits auf Festivals wie dem Festival Jazz & The City, Salzburg (2017), dem moers festival (2018), dem Nijmegen Music Meeting (2018), dem Frue Festival in Japan und beim Festival Internacional de Jazz de Buenos Aires (2019).
Mariá Portugal komponierte auch Soundtracks für Tanz, Theater, Video, Kino- und Kunstinstallationen seit Beginn ihrer Karriere. Sie ist neben Maria Beraldo für den besten Soundtrack beim diesjährigen Shell Prize (Brasilien), für das Musical Lazarus von David Bowie und Enda Walsh (Regie: Felipe Hirsch) nominiert.
Im Jahr 2017 komponierte und führte sie eine Improvisationspartitur für den brasilianischen Stummfilm "Limite" (1931) von Mario Peixoto. Im selben Jahr nahm sie ein Trioalbum zusammen mit dem niederländischen Saxophonisten Paul van Kemenade und dem Pianisten Jasper Van t'Hof auf. Ein Jahr später tourten Mariá und Kemenade gemeinsam durch Russland als improvisierendes Duo.
Zusammen mit der Forscherin Jamille Pinheiro Dias (USP) wurde Mariá Teil einer Produktion des Online-Radioprogramms "Livrofonia". Diese Show präsentiert die Überschneidungen zwischen Musik und Literatur und ist ein Joint Venture mit der Stanford University (EUA).
Wir freuen uns sehr, mit dem mexikanischen Vibraphonisten und Schlagzeuger Emilio Gordoa Rodriguez eine außergewöhnliche Persönlichkeit der jungen zeitgenössischen Improvisationsszene als neuen improviser in residence gewonnen zu haben. Emilio Gordoa ist ein Musterbeispiel der jüngeren Generation hochinteressanter Improvisatoren, die sich besonders durch inhaltliche und stilistische Vielfalt auszeichnen und auf eine exzellente und breite künstlerische Ausbildung zurückblicken können.
Emilio Gordoa wurde 1987 in Mexiko City geboren. Er stammt aus einer Künstlerfamilie, sein Vater ist Musiker und seine Mutter Malerin. Dieses familiäre Klima empfindet er als wichtig für seine zahlreichen künstlerischen Interessen und Ideen. Seine musikalische Ausbildung begann er zunächst an einer privaten Hochschule, bevor er aufs Konser-vatorium seiner Heimatstadt wechselte. Dort studierte er klassisches Schlagzeug, aber auch Komposition bei Julio Estrada und Mario Lavista, zwei der bedeutendsten lateinamerikanischen Komponisten.
In zahlreichen Workshops und Projekten befasste er sich zudem mit Perkussion des mittleren Osten, Elektronik, Tanz-, Film- und Theatermusik.
Nachdem er auch als Veranstalter für Neue-Musik-Festivals tätig war, siedelte er 2012 nach Berlin über und wurde ständiges Mitglied des Klangkollektivs Echtzeitmusik. Hier setzte er sich intensiv mit Improvisation, Klangforschung und Performance auseinander. Für die Protagonisten der zeitgenössischen Szene gilt Emilio Gordoa als außergewöhnlicher Vibraphonist, der das Instrument durch zahlreiche Spieltechniken ganz neu entdeckte. Darüberhinaus beschäftigt er sich mit Verstärkung und elektronischer Manipulation von Schlaginstrumenten.
2018 war Emilio Gordoa als Musiker in Nate Wooleys Seven Storey Mountain im Hauptprogramm des moers festival zu erleben, außerdem als engagiertes und hochmotiviertes Mitglied der Festivalband des Projekts composer kids.
Fotocredit: Helmut Berns
Die gebürtige Münsteranerin Josephine Bode lebt und arbeitet in Amsterdam.
Als Tochter eines Flamenco-Gitarristen wurde sie bereits in früher Kindheit von spanischer Musik beeinflusst. Sie studierte klassische Blockflöte in Amsterdam und fokussierte sich dabei auf die Verbindung von Alter Musik und Neuer Musik. Sie beschäftigte sich mit Live-Elektronik, Jazz und Freier Improvisation sowie mit Techniken aus der südindischen karnatischen Musik und deren Übersetzung in Zeitgenössische Musik. Nach einem Abschluss mit Auszeichnung schloss sie ein Studium des Modernen Musiktheaters in Den Haag an und untersuchte die Verbindung von Musik und Bewegung in interdisziplinären Kunstformen.
Josephine Bode wirkte an zahlreichen Theater- und Tanzproduktionen im Bereich der zeitgenössischen auskomponierten und improvisierten Musik mit. Als Musikerin, Schauspielerin, Tänzerin, Regisseurin und Performancekünstlerin arbeitet sie heute mit Künstlern der europäischen Avantgarde zusammen und ist sowohl als Solistin sowie auch als Ensemble-Mitglied vielfach mit Preisen ausgezeichnet worden.
Sie spielt verschiedene Blockflöten und zudem die bulgarische Kaval und das von AKAI in den 1980er Jahren entwickelte elektronisches Blasinstrument E.W.I. (Electronic Wind Instrument). Bei ihren Live-Auftritten setzt sie häufig Elektronik, Theater-Elemente oder Visual Art ein. Sie nutzt neue Technologien wie real time 3D Grafiken oder Laser-Technologie und arbeitet hierzu eng mit Software-Entwicklern und Licht-Designern zusammen.
Zu ihren aktuellen Projekten gehört die Art-Rock-Band Jerboah, das Trio aXolot (Blockflöten-Konsort, Alte und Zeitgenössische Musik) und das Rutger Muller Ensemble (Avantgarde Ambient Techno mit Real Time Visuals).
Der international gefragte Trompeter John-Dennis Renken ist neuer musikalischer Improviser in Residence in Moers 2017. Er löst damit die New Yorkerin Carolin Pook ab.
Renken ist der zehnte Improviser in Residence der niederrheinischen Grafenstadt. Eingeladen hat ihn der neue Leiter des Moers Festivals, Tim Isfort. Seit 2008 ermöglicht die Kunststiftung NRW die an das Festival gekoppelte jährliche Residenz. Der Improviser ist dabei Ansprechpartner für musikalische Projekte und künstlerische Kooperationen in der Stadt, arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen und gibt alleine oder gemeinsam mit anderen Laien- oder Profikünstlern Konzerte.
Renken ist 1981 in Bremen geboren und lebt seit seiner Studienzeit an der Folkwang-Universität 2001 in Essen. Auf dem Moers Festival zu sehen war er 2015. Daneben gastierte er auf anderen namhaften Festivals wie dem „Klara Festival“ in Brüssel, dem “Trytone Festival” in Amsterdam, dem “Jazztopad Festival” im polnischen Wroclaw (ehemals Breslau), dem „Jazzfest Bonn“, der „Traumzeit“ und dem „Platzhirsch“-Festival in Duisburg sowie auf der größten Jazzmesse der Welt, der “Jazzahead”, in Bremen.
Seine zahlreichen Konzerte führten ihn durch die halbe Welt: So tourte er in verschiedenen musikalischen Besetzungen, darunter mit dem „Zodiak Trio“, „The Dorf“, Angelika Niescier, „Eric Schaefer & The Shredz“, John Thomsen, Marsen Jules, „The Great Divide“, „André Nendza’s a.tronic“, Michael Wollny und mit dem „Stefan Schultze Large Ensemble“, durch Deutschland, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Italien, Schweden, Polen, Tschechien, Marokko, Mittelamerika und die USA.
Für sein musikalisches Schaffen erhielt er unter anderem 2011 den „Jazzpreis Ruhr“ und belegte im selben Jahr den zweiten Platz beim „Neuen Deutschen Jazzpreis“. 2007 und 2009 erhielt er Auszeichnungen auf dem „Jazzwerkruhr“-Festival. Des Weiteren tritt Renken immer wieder bei CD-, Theater-, Hörspiel-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen in Erscheinung, so für die ARD und das ZDF, für Radio Bremen und den WDR, als auch am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Theater Oberhausen, am Essener Grillo-Theater und bei den Bad Hersfelder Festspielen. Derzeit steht er mit seiner Trompete als sogenannte „Livemusik-Installation“ im „Parsifal“, nach der gleichnamigen Oper von Richard Wagner und dem Theaterstück „Parzival“ von Tankred Dorst, am Schauspiel Essen auf der Bühne.
Fotocredit: Helmut Berns
Fotocredit: Helmut Berns
Carolin Pook ist eine deutsche Geigerin und Komponistin und lebt in Brooklyn, New York. Für avant moers festival zieht Carolin Pook für ein Jahr nach Moers.
Pooks musikalischen Kreationen sind meist auf die Musiker zugeschnitten und oft teils improvisiert, teils auskomponiert. Die Presse beschreibt ihren Stil als postmoderene Klangarchitektur von stellenweise magisch anmutender Intensität.
Pook stammt aus seiner Musikerfamilie, ihr Urgroßvater Waldemar von Bausznern war eine angesehener Komponist der Spätromantik, ihr Vater Rainer Pook arbeitete viele Jahre als Assistant von Herbert von Karajan an der Deutschen Oper Berlin. Sie began mit dem Violinspiel im Alter von 6 Jahren, mit dem Schlagzeug im Alter von 12. Bevor sie im Jahr 2000 ihr Jazz Studium (Doppelhauptfach Violine/Schlagzeug) and der Musikhochschule Köln begann, schrieb sie bereits ein abendfüllendes Musical und konzertierte europa- und weltweit, unter anderem in Bangalore/Indien. Während ihres Studiums wuchs ihr Interesse für stilübergreifende zeitgenössische Musik, und nach dem Umzug nach New York 2006 legte sie ihren Fokus auf das Komponieren/Arrangieren und freies bzw. dirigiertes Improvisieren (‘conduction’). Mit ihrem Ensemble “the Pookestra” konzertiert sie mehrmals im Jahr in New York, wobei jedes Konzert eine Uraufführung ist.
2011 schrieb sie eine 30-minütige Komposition für die Deutsche Radiophilharmonie und das Roy Hargrove quintet, 2012 für Peter Brötzmann und 8 Perkussionisten zum Jubiläum des Wuppertaler Jazzmeetings, und im November 2014 war sie ‘artist in residence’ bei der Peter Kowald Gesellschaft/Ort. Sie gab währenddessen einen Improvisations Workshop an der Musikhochschule und für ihr Abschlusskonzert schrieb sie schrieb für den Chor “Amici del Canto” und erarbeitete eine Duo –Kollaboration mit dem ehemaligen Pina Bausch-Tänzer Kenji Takagi.
Carolin Pook studierte Jazzvioline in Deutschland bei Michael Gustorff und Zipflo Reinhardt (2000-2005), Jazzschlagzeug bei Prof. Keith Copeland (2002-2006) und im Anschluss in New York Violine bei Mark Feldman (2006-2008).
Mit dem Saxophonisten, Klarinettisten und Komponisten Hayden Chisholm tritt 2015 einer der profiliertesten neuseeländischen Musiker die Nachfolge von Julia Hülsmann als "Improviser in Residence" in Moers an.
Hayden Chisholm wurde 1975 in Auckland, Neuseeland, geboren und wuchs in New Plymouth auf. Er studierte Musik in der Schweiz, in Griechenland, Indien, Jugoslawien, Japan und schließlich an der Musikhochschule in Köln. Hier wurde er in den 1990er Jahren durch seine Zusammenarbeit u. a. mit Nils Wograms Root 70 bekannt. Seit 1995 unternimmt er Konzerttourneen durch Indien, Europa, Afrika und Lateinamerika, unter anderem mit John Taylor. Seit 2002 arbeitet Chisholm mit der Aktionskünstlerin Rebecca Horn zusammen, zudem mit Marcus Schmickler im Projekt Amazing Daze und bildet mit Gareth Lubbe und Claudio Bohórquez das Improvisationstrio DOHA, mit denen er auch Root 70 zu seinen The Embassadors erweitert. 1996 veröffentlichte er sein Debütalbum Circe; 2013 folgte eine Box mit 13 CDs, die auch einzeln erhältlich sind. Chisholm wirkte als Protagonist im Dokumentarfilm „Sound of Heimat - Deutschland singt“ (2012) von Arne Birkenstock und Jan Tengeler mit. 2013 wurde ihm aufgrund seiner „einzigartigen Klangästhetik“ der SWR-Jazzpreis verliehen. (Text: Wikipedia). Hayden Chisholm spielte 2007 mit seinen „The Embassadors“ beim moers festival sowie 2014 zusammen mit u. a. Julia Hülsmann. Er ist ein erstaunlicher und vielseitiger Musiker, der neben Saxophon und Klarinette auch Didgeridoo oder Oberton-Gesang beherrscht, und der jenseits seiner Konzert- und Kompositionstätigkeit als Lehrer an verschiedenen Universitäten unterrichtet.
Mit der Pianistin und Komponistin Julia Hülsmann tritt in 2014 eine der profiliertesten Musikerinnen Deutschlands die Nachfolge von Michael Schiefel als "Improviser in Residence" in Moers an.
Julia Hülsmann wurde 1968 in Bonn geboren. Während ihrer Schulzeit spielte sie bereits in verschiedenen Besetzungen Keyboard und Piano. Nach Abschluss der Schule ging sie für kurze Zeit nach Frankfurt am Main, danach zog es Hülsmann nach Berlin. Sie machte dort eine Ausbildung als Klavierpädagogin und begann 1991 an der Berliner Hochschule der Künste ein Studium im Fach Jazz-Piano. Nach ihrem Studienabschluss 1996 gründete sie zusammen mit Bassist Marc Muellbauer und (damals) Schlagzeuger Rainer Winch das Julia Hülsmann Trio, zu dem seit 2002 Heinrich Köbberling am Schlagzeug gehört. Anfang 2000 verbrachte Hülsmann einen Studienaufenthalt in New York und nahm Unterricht bei Richie Beirach, Maria Schneider, Gil Goldstein und Jane Ira Bloom. Ihre Spezialität ist die Vertonung von literarischen Texten und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Sängerinnen und Sängern wie Rebekka Bakken, Anna Lauvergnac und Roger Cicero. Sie gehört zu dem sehr kleinen Kreis von deutschen MusikerInnen, deren Arbeiten auf dem international renommierten ECM-Label veröffentlicht werden.
Michael Schiefel studierte Jazzgesang und Komposition an der Universität der Künste in Berlin und belegte Kurse in Stimmtechnik (Klassik und Jazz), Improvisation, Gehörbildung, Musikwissenschaft, Pädagogik und Musiktheorie. Er studierte u.a. bei David Friedman, Jerry Granelli und Lauren Newton.
Seit 2001 ist Schiefel Professor für Jazzgesang an der "Hochschule für Musik Franz Liszt" in Weimar und unterrichtet dort Improvisation, Repertoire, Stimmtechnik, Gehörbildung, Jazzchor, Jazzensemble und Methodik. Daneben gibt er zahlreiche Workshops und Masterclasses in Zusammenarbeit u.a. mit den Goethe Instituten in Boston und Los Angeles (USA), der Hogeschool Enschede (Niederlande) und der Legon Universität in Accra (Ghana). Bereits während seines Studiums in Berlin begann der Sänger mit den Ausdrucksmöglichkeiten von Loop-Geräten und anderer Elektronik zu experimentieren und konzertiert seit Anfang der 90er Jahre u.v.a. mit David Friedman, Jazz Indeed und Thärichens Tentett.
Seine erste Soloplatte "Invisible Loop" (1997) wurde von Hörerschaft und Kritik anerkannt. Wenn Michael Schiefel nicht gerade in Weimar unterrichtet, begegnet man ihm auf Konzerten und Festivals in aller Welt.
In den letzten Jahren hat sich Ingrid Laubrock mehr und mehr ins Rampenlicht der aktuellen Musikszene gespielt – mit einem Jazz, der auf kühne Weise modern ist und doch fest in der Tradition steht. Im Münsterland in einer musikalischen Familie aufgewachsen, machte sich Ingrid Laubrock gleich nach dem Schulabschluss auf und davon – erst nach Berlin, dann nach London, und vor kurzem nach New York.
In 2004 gewann sie den BBC Jazz Award for Innovation, in 2006 bekam sie einen Foerderungspreis der Arts Foundation und in 2009 wurde sie mir dem deutschen SWR Jazzpreis ausgezeichnet. Ingrid komponierte fuer das 2011 New Jazz Meeting, ein Kompositionsauftrag des SWR, mit einem fuer dieses Projekt zusammengestelltte Oktett.
Zu Ingrid Laubrock’s aktuelle Gruppen zaehlen Anti-House, Sleepthief, Paradoxical Frog (eine Kollaboration mit Tyshawn Sorey und Kris Davis) und das New-Jazz Meeting Oktett. Sie ist ausserdem Saxofonistin in Tom Rainey’s Trio, Kris Davis’ neuesten Quintett, Mary Halvorson’s Septett, den Londoner Gruppen Haste und Cataumbo und Luc Ex’ Sol 6 und Sol12.
Geboren und aufgewachsen in Berlin (West), begleitete Achim Tang in seiner Jugend Auftritte eines Berliner Liedermachers und verschiedene Bands. Nach intensiven privaten Studien begann er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz das Studium, Studiengang Kontrabass Jazz, welches er 1992 mit Konzertdiplom mit Auszeichnung abschloss.
Seit Beginn der Zusammenarbeit mit den „Klangnetzen“ (Institut für Musikpädagogik Wien) und der Offenen Jazzhausschule (Köln) erwuchs die praktische und theoretische Beschäftigung mit unterschiedlichen Vermittlungskonzepten von neuer und improvisierter Musik an allgemeinbildenden Schulen. Seit 2011 ist er Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Jedem Kind ein Instrument (JeKi). Neben seinem pädagogischen Engagement findet Achim Tang immer wieder Zeit für die nationale und internationale Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern, vorwiegend der improvisierten Musik und damit verbundenen Konzertreisen nach Jordanien, Kanada, Frankreich, Tschechien, Polen, Schweiz, Frankreich und andere Länder.
Seine Amtszeit als „Improviser in Residence“ wird Achim Tang im Februar mit einem Auftaktkonzert am Mittwoch, 9. Februar 2011, 20.00 Uhr, Café Mondrian, Kastell 1, 47441 Moers, sowie der Mitarbeit an der Theaterproduktion „Die Unsichtbare Hand“ eröffnen, Premierentermin Donnerstag, 10. Februar 2011.
Geboren im November 1978 in Eindhoven, studierte Sanne van Hek unter anderem Bassgitarre und E-Bassgitarre in Amsterdam. Anschliessend absolvierte sie ein Studium der Trompete.
„Ich habe viele Instrumente und Stilrichtungen ausprobiert, bis ich mit 20 angefangen habe, Trompete zu spielen”, erzählte die 31-Jährige, die lange im traditionellen Jazz zu Hause war, bevor sie die experimentelle Musik für sich entdeckte. Ein Jahr lang war sie Studentin an der "School of Music" in Manhattan, New York. Zuletzt lebte sie in Paris. Sie spielt in diversen Ensembles, unter anderem mit Akamoon (Brüssel), ihrem Niederländischen Ensemble "The Black Napkins", welche mit einem Auftritt auf dem Moers Festival 2009 vertreten waren, und dem Magic Malik Orchestra.
In 2010 haben wir Fräulein van Hek eingeladen, als "Improviser in Residence" in der Stadt Moers zu leben und zu arbeiten. Die Residenz der niederländischen Künstlerin wird unterstützt vom Muziek Centrum Nederland (MCN), Amsterdam.
„Das wird seit mindestens fünf Jahren jetzt das erste Mal sein, dass ich mehr als drei Monate an einem Ort wohne.”
Ihr Eröffnungskonzert gab sie im Peschkenhaus.
Simon Rummel wurde 1978 in Trier geboren. Dort war er seit seinem achten Lebensjahr Sängerknabe, bis er 1999 ein Studium an der Musikhochschule Köln als Jungstudent bei dem englischen Jazzpianisten John Taylor aufnahm. Er war Schüler von Hans Lüdemann (Jazzklavier), Paulo Alvares (freie Improvisation), Johannes Fritsch (Komposition) und später an der Kunstakademie Düsseldorf von Georg Herold (freie Kunst). Neben seiner Arbeit als freischaffender Künstler war er acht Jahre Organist und Kantor einer evangelischen Gemeinde sowie Chorleiter und Band-Coach an der offenen Jazzhausschule Köln.
2003 gründete er mit befreundeten Musikern unterschiedlicher Genres das Kammerensemble „Fantasmofonika“, das er seither leitet und mit dem er einen Großteil seiner Kompositionen realisiert. Die Palette der aufgeführten Werke ist breit gefächert: Bearbeitungen von Werken der europäischen Tradition, Volksliedgut, kammermusikalischer Jazz, Uraufführungen neuer Musik, Improvisationskonzepte sowie experimentelles Musik- und Tanztheater wurden bisher an unterschiedlichen, teilweise sehr ungewöhnlichen Orten realisiert. 2003 erhielt das Ensemble eine Auszeichnung beim Festival „jazz-art“ (WDR). 2005 wurde durch die Bochumer Symphoniker und Eva-Maria Schieffer ein Blockflötenkonzert von Simon Rummel uraufgeführt.
Der Komponist versteht sich unter anderem als Klangforscher: 2006 führte er mit „Fantasmofonika“ eine einstündige Komposition für 18 Spieler an über 80 Gläsern auf, bei der es um die Suche nach unbekannten Klängen ging. Seine Erfahrungen als Bühnenmusiker u. a. beim Deutsch-Griechischen Theater oder der Company Blue Elephant, als Regieassistent bei der Jungen Kammeroper Köln sowie als Bühnenbildner für eine „König Arthus“ Produktion an der Tonhalle Düsseldorf verdeutlichen sein Interesse am Theater, das sich in eigenen experimentellen Musiktheaterstücken niederschlägt, bei denen Klang, Bild und Bewegung komponiert werden. Als Performancekünstler trat Simon Rummel u. a. 2006 im Kölner „maxim“ und im Museum Kunstpalast in Düsseldorf in Erscheinung.
Ein weiterer Aspekt seiner Arbeit ist die Forschung an der Schnittstelle von Partitur und Zeichnung bzw. Grafik. Im Jahr 2008 war er Stipendiat für Experimentalkomposition im Künstlerdorf Schöppingen.
In Stettin geboren, seit 1982 in Deutschland lebend, seit 1999 in Köln.
Mehrfache Preisträgerin: 1998: Förderpreis für Musik von der Stadt Düsseldorf, 2002: Förderung der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW für Aufführungen des von der Musikerin konzeptionierten Projektes für Musik und Lyrik "Resonanzen". 2002: Stipendium für eine Jazzmusikerin vom Kultusminister Vesper, 2003: Förderpreis für junge Künstler des Landes NRW, mehrfache Förderungen von Konzerten von Komponistinnen aus NRW des Landesmusikrates (u.a. mit dem eigenem Quartett Angelika Niescier sublim, dem Duo Niescier/Nendza plus kaj:kaj, das streichquartett und vielen genreübergreifenden Projekten), 2005: Gewinnerin des von der Stadt Bern und dem Verein BeJazz ausgeschriebenen Kompositionsauftrages zum Dürrenmatts Theaterstück "Der Mitmacher", 2009 Stipendium des Staatssekretariats für Aufenthalt in New York Citiy und der Küstlerresidenz bei art omi in Hudson, New York.
Mit der Working Band „Angelika Niescier - sublim“ bespielt sie die wichtigsten Bühnen im Inland, produziert regelmässig für Rundfunk und TV, tourt im Ausland (Tour mit dem Goethe-Institut durch Zentralasien 2007(Kasachstan, Turkmenistan, Uzbekistan, Kirgistan, Tajikistan. Ausserdem Polen, Italien, Schweiz, Frankreich, Griechenland), Tour mit Goethe- Insitut Korea 2008 (Zusammenarbeit mit koreanischen Musikern).
Leitet viele genreübergreifende Gross-Projekte, komponiert für Orchester, Chor, modernes Tanztheater, Film und TV, Discographie und Projekte.
Spielte und spielt mit Jazzgrössen wie: Achim Kaufmann, Tyshawn Sorey, Joachim Kühn, Ramesh Shotam, Ulrike Haage, Anthony Coleman, Gabriele Hasler, Gerd Dudek, Julia Hülsmann, Simon Nabatov, Peter Herbert …
Die CD „sublim III“ (enja 2009) mit dem Gast Mehdi Haddab (oud) hat im August 2009 den Vierteljahrespreis der deutschen Schallplatenkritik erhalten.